Reisetipps für Migräne Patienten – Wenn die Wanderlust über den Schmerz siegt

Jeder kennt es: Das Gefühl, einfach mal raus zu müssen. Den Alltag hinter sich und die Seele baumeln lassen. Die Antwort darauf lautet meist: Reisen! Dass eine Reise viele positive Auswirkungen auf den Menschen haben kann, ist nicht neu. Man kann fremde Kulturen und Lebensarten kennen und verstehen lernen, eine besonders intensive Zeit mit einem Reisepartner verbringen und nicht zuletzt mal ordentlich entspannen und Stress abbauen. Menschen, die an einer chronischen Krankheit, wie Migräne, leiden, stehen hier jedoch vor einer echten Herausforderung. Hin und wieder ist es mit Migräne schließlich nahezu unmöglich, überhaupt das Bett zu verlassen, geschweige denn das Land.
Migräne Patienten leiden oft unter ungewohnten Situationen. Klimawechsel oder ein veränderter Tagesablauf kann eine Migräne auslösen und Dich mit dem unliebsamen Schmerz zurücklassen. Auch in einem Flugzeug selbst warten gleich mehrere potenzielle Migräne-Trigger auf Dich: Angefangen bei ungewohnten Esszeiten, über den veränderten Luftdruck bis hin zu Dehydration, hellen Lichtern und intensiven Gerüchen. Während einer Migräneattacke in einem Flugzeug zu sein, tausende von Metern über der Erde und fernab von Deinem dunklen, vertrauten Raum, kann die Migräne außerdem besonders schlimm erscheinen lassen und ist wirklich keine wünschenswerte Erfahrung.
Damit Du aber trotz Migräne nicht auf’s Weltenbummeln verzichten musst, haben wir hier eine Liste mit Tipps und Tricks für Migräne Patienten auf Reisen zusammengestellt.
Erstens: Planung ist alles!
Wenn Du nicht gerade der Typ für spontane Entscheidungen bist, versuche langfristig und vorausschauend zu planen. Diese Planung hilft Dir dabei, immer genau zu wissen, was kommt und gibt Dir die Möglichkeit, Dich auf alle Situationen bestmöglich vorzubereiten. Das verhindert Stress und lässt Dich nicht unvorbereitet in eine mögliche Migräne stolpern. Außerdem macht Reiseplanung oft sogar Spaß und steigert die Vorfreude!
Allerdings solltest Du Dich auch nicht auf Deinen Reiseplan versteifen. Erst einmal angekommen, sind die spontanen Ereignisse und Trips oft das Highlight einer Reise. Es reicht aber auch schon, ganz einfach Deine Alltagsgewohnheiten während einer Reise wie gewohnt weiter zu leben. Eine gewisse Routine ist Dein bester Freund im Kampf gegen Migräne. Mache Dir keine Sorgen, dass Du während Deines täglichen Mittagsschlafes etwas verpasst. Gelegenheiten kommen auch vor und nach Deinem Nickerchen noch.

Zweitens: Migräne Auslöser kennen und verstehen lernen
Wie schon erwähnt, können Migränetrigger in Luftdruck (im Flugzeug oder am Urlaubsort), ungewohntem Essen oder Essenszeiten, Stress, zu viel oder zu wenig Bewegung und sogar in einem Jetlag lauern. Bedenke bei einer Reise, dass Du diese und andere Auslöser möglichst vermeiden solltest, wenn sie Deine Migräne bedingen.
Wenn Du beispielsweise weißt, dass ein bestimmtes Essen oder Getränk Migräne bei Dir auslösen kann, halte Dich davon auch (und besonders!) beim Reisen fern. Nur weil Du unterwegs bist, musst Du schließlich noch nicht abenteuerlustiger als nötig unterwegs sein. Es lohnt sich außerdem, immer genügend Wasser und Snacks dabei zu haben (auch im Flugzeug!), um Dehydration und Hunger vorzubeugen.
Du kennst Dich selbst am besten und weißt, was Dir hilft und was Du brauchst. Dich schon vor der Reise schlau zu machen, wo mögliche Trigger lauern können, mag Dir übertrieben vorkommen, später wirst Du dafür jedoch dankbar sein, wenn Dein Trip nicht von einer Migräne unterbrochen wird. Wenn Du noch nicht weißt, was Deine persönlichen Migräne-Trigger sind, benutze eine App wie Migräne-Buddy, um diese herauszufinden.

Drittens: Medikamente, Medikament und nochmals: Medikamente
Deine Migränemittel solltest Du immer bei Dir haben. Ob im Flugzeug oder im Bus, die Migräne Medikamente gehören ins Handgepäck. Sollte die Airline zum Beispiel einmal Dein Gepäck verlieren, sind die Medikamente so wenigstens nicht verloren. Natürlich ist dies der absolute Worst-Case, es ist jedoch trotzdem in jedem Fall ratsam, die Migräne Mittel griffbereit zu haben, auch wenn es unterwegs zu einer Migräneattacke kommt.
Es lohnt sich auch, etwas mehr Medikamente einstecken, als Du glaubst. Im Notfall ist es auf Reisen unter Umständen gar nicht so einfach, an Deine Medikamente oder neue Rezepte zu kommen und ungeöffnet zurückbringen geht schließlich immer.
Du kannst Dich außerdem von Deinem Arzt zu Deinen Reiseplänen beraten lassen und Dir eine Extraportion Medikamente und Verschreibungen abholen.
Viertens: Bereite Dich so vor, dass auch der schlimmste Fall abgedeckt ist
Es lohnt sich immer, alle Szenarien im Kopf durchzuspielen und auf alles gefasst zu sein. Wenn Dir Licht, Gerüche oder Lärm etwas ausmachen, vergiss die Sonnenbrille, Schlafmaske und die Ohrstöpsel nicht.
Du kannst Dir sogar ein richtiges Migräne-Notfallkit basteln, in dem Du alles aufbewahrst, was Du während einer Migräneattacke dringend brauchst.
Hier sind einige Meinungen von unseren Nutzern:
“Letztes Jahr sind wir zum ersten mal von Australien nach Europa geflogen. Das bedeutete natürlich auch einen langen und anstrengenden Flug (15 Stunden!), sowie längere Zeit in einer fremden Umgebung. Da mein jüngster Sohn und ich beide an Migräne leiden, suchten wir vor Abreise unsere Hausärztin auf. Sie schlug vor, dass wir eine kleine Kosmetiktasche zur Migräne-Notfalltasche umwandeln. diese enthielt alle unsere Medikamente, die Triptane und so weiter, sowie einen Brief unserer Hausärztin, der alle Medikamente mitsamt Inhaltsstoffen beschrieb, für den Fall dass wir Probleme am Zoll oder Gepäckschalter bekämen. Die Idee dahinter war, dass wir uns, wenn wir in einem fremden Hotelzimmer mit einer Migräne aufwachen, nicht auch noch durch das ganze Gepäck wühlen müssten, sondern gleich alles griffbereit hätten. Außerdem durften nur wir beide an diese Tasche, so dass wir immer den Überblick darüber hatten, ob wir noch genug Medikamente vorrätig hatten. Tatsächlich hatte ich einen Migräne-Anfall während unseres Urlaubes und ich war unendlich dankbar für das Migräne-Notfalltäschchen. Inzwischen fahre ich nirgends mehr ohne hin. Zumindest wenn ich über Nacht bleibe.” CW
“Ich bekomme beim Reisen leider sehr oft Migräne oder andere Kopfschmerzen, besonders im Flugzeug. Bei einer Masseuse lernte ich, wie ich die Reflexzonenmassage an meinem Daumen anwenden kann, um die luftdruckbedingten Schmerzen während des Anfluges und des Landefluges zu lindern. Ich sehe wahrscheinlich etwas lächerlich aus, wie ich da im Flugzeug sitze und meine Hand massiere aber das ist mir egal, solange es hilft. Ich habe außerdem eine kleine Tasche mit allen wichtigen Medikamenten, einem Kühlpack, einer Sonnenbrille und einer kleinen Tube Tigerbalm, die mich immer ins Flugzeug begleitet. Langstreckenflüge sind am schlimmsten aber die Crews an Bord sind eigentlich immer sehr hilfsbereit und bringen regelmäßig heißes Wasser mit Zitrone oder kaltes Wasser zum Erfrischen. Ich persönlich hab auch gern eine kleine Flasche mit Lavendelöl bei mir, das ich mir dann auf Schläfen, Arme oder den Nacken auftragen kann. Das beruhigt nochmal zusätzlich.” Viv
Einige Dinge, die Dein Migräne-Notfallpaket enthalten könnte sind:

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Rezepte
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Ohrstöpsel
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Schlafmaske
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Sonnenbrille
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Ätherische Öle
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Snacks
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Wasser
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Kühlkissen oder Wärmepflaster
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Travel Pillow
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Ein Mittel gegen Übelkeit
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Pfefferminz- oder andere Kräuterbonbons
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Notfallkontaktliste
Am besten eignen sich wiederverwendbare Kühlpacks, die Du vor dem Trip ins Eisfach legst. Wenn Dir diese Angelegenheit aber zu nass ist oder Du Angst hast, dass das Kühlpack kaputt geht, kannst Du auch Einmalkühlpacks zum Knicken benutzen.
Migräne-Buddy-Nutzer haben außerdem angegeben, dass sie oft eine leere Plastiktüte oder einen Gefrierbeutel im Gepäck haben. Die Crew im Flugzeug ist meist sehr hilfsbereit, man muss nur fragen! Mit so einer Plastikhülle kannst Du im Notfall selbst ein Eispack kreieren und sparst an Platz und Gewicht.
Fünftens: Bitte um Hilfe
Wenn Du alleine reist, solltest Du jemandem von Deiner Krankheit erzählen. Dies kann ein Hotelangestellter sein oder jemand von der Boots- oder Flugzeugcrew. Es ist immer gut, jemanden vor Ort zu haben, dem man die Situation im Notfall nicht mehr lange erklären muss. Und im Falle einer Migräne kann es sehr nützlich sein, jemanden zu kennen, den man mal eben schnell um ein Kühlpack bitten kann. Am besten ist es natürlich, wenn Du mit jemandem zusammen reist, der Deine Migräne kennt und genau weiß, was Du im Falle einer Attacke brauchst. Sage ruhig, wenn Dir ein Ausflug oder eine Aktivität zu viel wird. Im Endeffekt bist schließlich Du derjenige, der mit den Schmerzen klar kommen muss, also kannst Du auch guten Gewissens alles in Deinem Tempo machen. Gelegenheiten kommen auch morgen noch.
Sechstens: Habe immer einen Plan B
Wenn Du wirklich mal das Pech hast, während Deiner Reise Migräne zu bekommen, ist es gut, wenn Deine Reisepartner nicht von Dir abhängig sind. Am besten hast Du schon vorher mit allen Beteiligten über die Möglichkeit einer Migräne gesprochen. So verpasst Du im schlimmsten Fall vielleicht einen Ausflug aber zumindest können Deine Freunde weiterhin ihren Plänen nachgehen. Während einer Migräne möchtest Du Dich nicht auch noch mit Schuldgefühlen auseinandersetzen, dass alle anderen deinetwegen zu Hause bleiben müssen. Für Dich selbst ist es natürlich auch klug, gut vorbereitet zu sein, für den Fall, dass es nicht so kommt, wie erwartet. Lade Dir vorher einige Filme oder eBooks herunter, so dass Du auch im Hotel ohne Wifi mal einen Tag allein bleiben kannst.
Siebtens (und zu guter Letzt): Geh es ruhig an und nimm es, wie es kommt
Sei nicht zu enttäuscht, wenn Du mal einen Ausflug oder einen Tag verpasst. Wer weiß, vielleicht ergibt sich dafür morgen etwas noch viel Besseres? Denk dran: Du bist im Urlaub und hier geht’s um Erholung! Bleibe also offen für Planänderungen und sieh das ganze möglichst positiv, es wird schon alles! 🙂
Wir hoffen, diese kurze Liste hat allen Weltenbummlern mit Migräne etwas geholfen! In diesem Sinne wünschen wir Dir einen schönen, erholsamen und migränefreien Trip! ✈