Daith Piercings x Migräne
Die meisten Piercings dienen einem rein ästhetischen Zweck: Sie werden dazu genutzt, einen eigenen Stil auszudrücken oder die Persönlichkeit zu unterstreichen oder sind einfach trendige Schmuckstücke. Einige Piercings können jedoch noch viel mehr. Anders als die meisten Modeerscheinungen ist das Daith-Piercing bis heute ein heiß diskutiertes Thema.
Der heutige Fortschritt der Technologie sowie die Möglichkeit, Informationen übers Internet weltweit zu verbreiten, hat es Migräne-Patienten ermöglicht, sehr viel schneller an diverse Tipps und Tricks gegen ihre Migräne zu gelangen. Einer dieser Geheimtipps ist das Daith-Piercing.
Dieses ganz spezielle Piercing wird an einer kleinen Knorpelfalte im Innenohr platziert, dem so genannten Daith, Diese Knorpelfalte sitzt direkt über dem Eingang zum Gehörgang. Der genaue Punkt ist aufgrund seiner geringen Größe nicht ganz einfach zu finden, weshalb nur ein Fachmann dieses Piercing platzieren sollte.
Ein Profi ist auch deshalb wichtig, da die Heilung des Piercings bis zu einigen Monaten andauern kann und das Risiko einer Infektion natürlich wie bei jedem Piercing besteht.
Die diesem Piercing als Migränebehandlung zugrunde liegende Theorie, kommt aus der chinesischen Medizin und bezieht sich auf die Akupunktur.
In diesem speziellen Fall geht die Akupunktur davon aus, dass der Daith-Piercing Punkt mit dem Verdauungssystem verbunden ist und dass daher Verdauungs-verbundene Migräne mit einer Reizung dieses Akupunkturpunktes geheilt werden kann. Dass ein Daith-Piercing die Lösung für Menschen mit verdauungs bedingter Migräne sein könnte bestätigt auch Dr. Will Foster, ein Akupunkteur aus Knoxville, Tennessee.
Die westliche Medizin sieht die Behandlung von einer so komplexen Krankheit wie Migräne, durch einen simplen Ohrstecker, jedoch nach wie vor sehr kritisch und weist auch darauf hin, dass es zu diesem Thema bislang keine Langzeitstudien in der einschlägigen Literatur gibt.
Aus diesem Grund möchten wir in diesem Artikel alle bisher veröffentlichten Informationen über das Daith-Piercing zusammenfassen. Letzten Endes liegt die Entscheidung natürlich bei Dir, ob Du ein solches Piercing machen lassen möchtest. Daher möchten wir Dir eine neutrale und informative Grundlage rund um’s Thema Daith-Piercing bieten, damit Deine Entscheidung so fundiert ausfällt, wie möglich.
Daith-Piercings aus professioneller Sicht
Wir haben uns Rat von einer professionellen Piercerin aus Kalifornien geholt. Erica Bautista ist auf Daith-Piercings spezialisiert und sticht diese ca 10-20 mal pro Woche für Kunden jeden Alters (bei Minderjährigen mit Zustimmung der Eltern) und sozialen Standes, die an Migräne leiden. Sie bestätigt uns, dass rund 90% ihrer Kunden nach dem Einsatz des Piercings weniger oder weniger intensive Migräne-Attacken erleben konnten. Bei einigen verschwand die Migräne sogar vollständig. Sie weist jedoch auch daraufhin, dass es keine Garantie für den Erfolg dieser Behandlung gibt – es gäbe jedoch in jedem Fall einen schönen Ohrschmuck.
Wir fragten Bautista außerdem, was Daith-Piercings von anderen Piercings unterscheidet und sie wies uns daraufhin auf die Besonderheiten eines Knorpel-Piercings hin:
“Wenn Du ein Daith-Piercing bekommst, wirst Du natürlich ein Stechen und einen leichten Druck spüren. Es kann unangenehm sein, ist aber schnell vorbei und der Schmerz hält sich in Grenzen, wenn das Piercing richtig gestochen wird. Suche Dir unbedingt einen seriösen Piercer, der Dich über eventuelle Komplikationen und Risiken aufklärt und der hochwertigen Schmuck verwendet.”
Während der Heilung empfehle ich meinen Klienten, den Bereich des Piercings einmal täglich mit einer Salzwasserlösung zu reinigen und diese danach mit warmem Wasser abspülen. Auch nach dem Duschen sollte immer mit warmen Wasser nachgespült werden, damit Seifen und Beauty-Produkte sich gar nicht erst ablagern können.
Die Heilung dauert in der Regel ca. 2 Monate, dies kann jedoch je nach Kunde stark variieren. Die gepiercte Stelle kann während der Heilungszeit etwas empfindlich sein, daher sollte sie nicht zu oft berührt werden Es empfiehlt sich außerdem, auf der anderen Seite zu schlafen, damit das Piercing möglichst wenig gereizt wird und so schneller abheilen kann. Die Kosten für ein seriös gestochenes Daith-Piercings liegen bei ca. 50$, dies variiert jedoch natürlich je nach Piercing-Studio.”
“Gerade diesen Monat habe ich einer 50-jährigen Dame, die bisher nur Ohrlöcher hatte, ein Daith-Piercing gestochen. Sie litt unter einer 3-wöchigen Migräne, als sie zu mir kam und ihr Neurologe hatte sie eigens zu mir geschickt. Sie sagte, das Piercing habe nicht weh getan, sie hätte lediglich einen Druck verspürt. Eine Woche später rief sie mich an und erzählte mir, dass sie am Morgen nach dem Piercingtermin ohne Migräne aufgewacht sei und seitdem keine mehr bekommen hätte. Einige Wochen später brachte sie dann auch ihre Tochter zu mir, um dieser ebenfalls ein Daith-Piercing machen. Bei dieser Gelegenheit erzählte sie mir, dass die Migräne noch immer nicht wieder gekommen sei. Ich habe bereits Menschen im Alter von 13 (natürlich nur mit Zustimmung der Eltern) bis 83 Jahren ein Daith-Piercing gestochen. Diese kamen aus ganz verschiedenen kulturellen Hintergründen und Glaubensrichtungen. Ich glaube, wenn ein Piercing dabei helfen kann, dem Betroffenen ein normales Leben ohne Schmerz zurückzugeben, dann sind die meisten dazu bereit, es zu versuchen. Die Aussicht auf ein Leben ohne Botox-Injektionen oder vergeudete und schmerzvolle Tage im Bett ist ein großer Anreiz.”
Erfahrungen von Migräne-Buddy-Nutzern

Um diesem Artikel mehr Gewicht, Glaubwürdigkeit und Relevanz zu verleihen, haben wir unsere Nutzer nach ihren Erfahrungen befragt. Die folgenden Grafiken zeigen die Ergebnisse eines Fragebogens, den 79 unserer Nutzer, die bereits Erfahrung am eigenen Leib mit dem Daith-Piercing gemacht haben, ausgefüllt haben. Die Teilnehmer kamen aus über 10 verschiedenen Ländern, den Großteil machten jedoch amerikanische und britische Nutzer aus.

41% der Befragten gaben an, dass sie von dem Daith-Piercing erstmals übers Internet erfahren hatten (entweder über eigene Recherche oder über ein Forum). Die anderen 59% hatten über Empfehlungen von Freunden und Bekannten, Mundpropaganda, Social Media und anderen Kommunikationsformen davon gehört.
Die Mehrheit der Befragten entschied sich aus Verzweiflung oder als letzten Ausweg für ein Daith-Piercing, um die Migräne in Intensität oder Häufigkeit zu lindern. Andere gaben an, sie suchten nach einer natürlichen Heilmethode.
Über 30% der Befragten gaben außerdem an, dass sie das Piercing unter anderem auch aus ästhetischen Gründen gemacht hätten. Zwar waren sich alle bewusst, dass ein Erfolg nicht garantiert werden konnte, das Schmuckstück machte die Entscheidung jedoch leichter, da dem Betreffenden auch bei keinerlei Veränderung der Migräne zumindest ein neues Piercing erhalten bliebe.
Hier einige Antworten auf die Frage, warum die Befragten sich für ein Daith-Piercing entschieden:
“An diesem Punkt war ich verzweifelt und hätte alles ausprobiert, das hätte helfen können.” Makenna Bond (USA)
“Ich war auf der Suche nach einer natürlichen Heilmethode und dachte mir, wenn es nicht bei der Migräne hilft, dann habe ich zumindest ein schönes neues Piercing.” Julie (Kanada)
“Ich habe mich dafür entschieden, weil es eine Möglichkeit war, die Migräne zu bekämpfen und ich außerdem das Piercing ästhetisch ansprechend fand.” Brianna Minton (USA)

Bei der Frage nach der Wirkung teilte sich die Gruppe der Befragten in zwei beinahe gleiche Hälften auf. Ca. 41% gaben an, dass die Migräne nach dem Piercing unverändert blieb und stuften den Piercing-Versuch daher als “gescheitert” ein, 30% gaben jedoch an, die Migräne wäre nach einiger Zeit in Intensität und Häufigkeit erträglicher geworden und habe sich damit deutlich verbessert. Einige Befragten (ca. je 5%) gaben außerdem an, dass die Migräne zwar gleichbleibend intensiv blieb, dafür jedoch seltener auftrat oder anders herum (gleich häufig auftrat, dafür jedoch weniger schmerzhaft). Der Rest der Befragten gab an, dass das Piercing zunächst Erfolge zu versprechen schien, die Migräne dann jedoch (weniger schlimm) zurückkehrte.
Daith Piercings: Pro
Die meisten der Befragten gaben an, dass sie das Piercing als positiv bewerten würden, da es entweder ihre Migräne verbesserte oder (wenn nicht) sie zumindest “ein schönes Piercing von dem Versuch hätten”.
“Ich mochte den Gedanken, dass dies ein ganz neuer Ansatz und ein weniger medizinischer war, da ich zu diesem Zeitpunkt sehr frustriert mit Ärzten und allem anderen war. Keiner konnte so recht eine Lösung finden und für mich war das alles sehr neu.” Alexis Ziegler (USA)
“Nach dem Piercen fühlte ich ein plötzliches Nachlassen von Druck. Das war ein tolles Gefühl.” Rachel (Devon)
“Es hat meine Migräne verbessert! Sie ist zwar nicht weg aber immerhin nicht mehr ganz so schlimm und das ist immerhin besser als nichts!” Annie (Australien)
“Es hat mir ein bisschen Hoffnung gegeben. Selbst wenn es nicht mit der Migräne hilft, sieht es immerhin gut aus. :)” Ximena Banales (Uruguay)
“Es hat, ehrlich gesagt, kaum weh getan und es ging ganz schnell und einfach. Die Pflege zur Wundheilung ist dann richtig zur Therapie geworden und zwingt mich dazu, mich täglich ganz gemütlich ein bisschen um mich selbst zu kümmern.” Natasha N (Sambia)
Daith-Piercing: Kontra
Das Stechen des Piercings kann unter Umständen schmerzhaft sein und die Pflege danach ist intensiver als die von anderen Piercings. So wie bei anderen Piercings besteht auch beim Daith-Piercing die Gefahr einer Infektion und das Ohr könnte eine Weile lang berührungsempfindlich sein. Hier sind einige Auszüge aus den Kommentaren unserer Befragten:
“Das Stechen selbst tat kaum weh aber es dauerte eine Weile bis das Piercing abgeheilt war und ich musste mir einige Mühe geben, damit es sich nicht entzündet.” Jordan McClintock (USA)
“Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis das erste Piercing abgeheilt war. Mein Körper versuchte ständig, es abzustoßen, was schmerzhaft und ganz schön nervig war. Während dieser Zeit konnte ich keine Ohrhörer benutzen oder mich einfach mal am Ohr kratzen, weil das sofort das Piercing reizte.” Brianna Minton (USA)
“An sich war nichts Schlechtes am Piercing, bis auf den Schmerz (obwohl ich eigentlich eine ziemlich hohe Schmerzgrenze bei Piercings und Co. habe) und die Heilung. Es dauerte ewig und hat meine Migräne noch nicht einmal ein bisschen verbessert.” Victoria (Kanada)
“Der Heilungsprozess war furchtbar! Der Punkt wurde scheinbar überstimuliert und hat meine Migräne sogar verschlimmert.” Candice Sexton (USA)

Als wir schließlich fragten, ob das Daith-Piercing empfehlenswert für andere Migräne Patienten wäre, antworteten ganze 79% optimistisch und sagten, sie würden das Daith-Piercing weiterempfehlen, obwohl immerhin 41% angegeben hatten, das Piercing sein kein Erfolg beim Kampf gegen die Migräne gewesen. Hier sind einige Antworten, die gegeben wurden:
Diejenigen, die das Piercing weiterempfehlen würden sagten:
“Du hast nichts zu verlieren, probiere es also ruhig, vielleicht hilft es ja!” Kelly Robinson (Australien)
“Ich würde das Daith-Piercing weiterempfehlen. Auch wenn es bei mir nicht gewirkt hat, hat es bei anderen gewirkt und da es so einfach zu machen ist, ist es auf jeden Fall einen Versuch wert, würde ich sagen.” Lucy (England)
“Ja, ich würde es empfehlen. 40$ und 30 Sekunden Schmerz sind die mögliche Verbesserung einer Migräne auf jeden Fall wert. Eins sollten Migräne-Patienten bedenken: Es gibt keine 100%ige Heilung. Auch das Daith-Piercing wird die Migräne nicht verschwinden lassen. Aber es kann sie eventuell verbessern. Und das ist doch schon mal was.” Rebekah Brownson (USA)
Die, die das Daith-Piercing nicht weiterempfehlen würden, sagten:
“Nein. Bei mir hat es nichts gebracht. Ich glaube, es ist einfach ein Hype. Die Heilung dauert lange und für das Austauschen des Schmuckes braucht man einen Profi, so kompliziert ist das.” Susan (England)
“Kann ich so nicht sagen. Ich denke zwar einerseits, dass es Quatsch ist und nicht wirklich hilft, auf der anderen Seite ist Migräne eine furchtbare Krankheit, die sehr schmerzhaft ist und ich kann gut verstehen, dass man alles ausprobiert, was auch nur im entferntesten helfen könnte. Bei mir hat es zwar nur einen Monat lang geholfen aber ich bereue es nicht, es versucht zu haben.” Betsy (USA)
“Erwarte nicht zuviel von einem einfachen Piercing und sprich mit Deinem Arzt. Dann versuche es ruhig. Bei mir hat es nicht wirklich geholfen aber ein Neuro-Implantat-Verfahren namens Omega-Verfahren, das ich auf Google entdeckt hatte hat dann letzten Endes gewirkt! Man weiß eben nie, was hilft, bis man es versucht und jeder ist anders, also hilft auch bei jedem etwas anderes.” Lauren McCoy (USA)
Fake Piercings

Wenn Du kein echtes Piercing machen lassen möchtest, zum Beispiel, weil Du Dich vor dem Schmerz fürchtest, haben wir dank dem Tipp eines Lesers eine Alternative für Dich: Ein Fake Piercing ist ein kleiner Ring, der nicht in die Haut sticht, dafür jedoch am gleichen Punkt Druck erzeugt, wie ein echtes Piercing. Er wird also sozusagen ans Ohr geklemmt. Diese Variante ist kostengünstiger, kann aber unter Umständen auch weniger wirksam sein.

Hier ist der Erfahrungsbericht unseres Lesers, der uns auf Fake Piercings hinwies (@gemsquirky):
“Ich habe Migräne mit Aura. Ich habe darum ein Fake Piercing in meinem rechten Ohr ausprobiert. Es sah cool aus und ich fühlte mich besser. Als ich den Ring entfernte, kam die Aura sofort zurück. Ich bin allerdings noch immer unsicher, ob ich ein echtes Piercing möchte, da ich gehört habe, wie lange der Heilungsprozess dauert.”
Zusammenfassung
Wir kommen also zum Ende dieses Artikel und hoffen, dass er Dir einige neue Infos über das Daith-Piercing gegeben hat und Du darauf basierend eine fundiertere Entscheidung treffen kannst. Denn die Entscheidung bleibt, wie schon gesagt, natürlich Deine – gerade wenn es um so etwas Wichtiges geht, wie Deine Gesundheit. Wir raten Dir allerdings, dass Du Dich, solltest Du Dich für ein Daith-Piercing entscheiden, an einen Profi wendest und Dich vorher noch ausführlicher in das Thema einliest.
Wir vom Migräne-Buddy-Team wünschen Dir dabei viel Erfolg und alles Gute!
Wir möchten allen Teilnehmern der Befragung für Ihre Zeit danken und ein spezieller Dank geht außerdem an @gemsquirky und Erica für eine tolle und sehr hilfreiche Unterstützung.
Wir bitten zu beachten, dass dieser Artikel nicht unter medizinischer Aufsicht verfasst wurde und der Inhalt keine ärztliche oder professionelle Beratung oder Diagnose ersetzt.